3/19 Die 17 jährige Schülerin stellt sich mit folgenden Symptomen erstmalig komplementärmedizinisch vor: seit über 2 Jahren Rückenschmerzen und Kopfschmerzen sowie schubweise verlaufenden Gelenk- und Muskelschmerzen, Schlafstörung, immer wieder bläschenartige Hautveränderungen im Gesicht und am Stamm, Blähungen, Durchfälle, Bauchschmerzen und Regelschmerzen. Allergische Disposition in der Eigen- und Familienanamnese (beide Eltern). Begonnen hatten die Beschwerden erstmalig nach einem heftigen grippalen Infekt.

Im Vorfeld war bereits einiges an Diagnostik erfolgt (Kinderarzt, HNO, Kieferorthopäde, diverse MRTs, Rheumatologie, Kinderklinik, Kinderpsychiatrie, Schmerztherapie). Bei positiver Borrelienserologie war eine 4 wöchige orale Antibiose durchgeführt worden, eine Neuroborreliose konnte mittels Lumbalpunkton ausgeschlossen werden. Die Beschwerden hatten sich unter der Antibiotikatherapie nicht wesentlich verbessert.

Seit 2016 hatten sich krankheitsbedingt weit über 100 Fehltage in der Schule angehäuft, die Hobbys Klavierspielen und Tanzen mussten eingestellt werden, die bevorstehende Abiturprüfung war gefährdet. Aktuell fand sich schulmedizinisch keine greifbare Erklärung für die Schmerzen, so dass folglich ein psychosomatisches Geschehen als Ursache vermutet wurde.

Die komplementärmedizinische Labordiagnostik ergibt eine Fäulnisdysbiose mit stark reduzierter Säuerungsflora, erhöhte Histaminabbauprodukte im Urin, Mangel an Eisen, Selen, Vit D, Vit B12 sowie einen erheblichen Kupfermangel in der Vollblutmineralanalyse.

Therapeutisch erfolgt die Supplementierung der fehlenden Mikronährstoffe, eine mikrobiologische Darmsanierung sowie Umstellung auf histaminarme Ernährung, begleitend erfolgt auch eine psychologische Betreuung.

4/19 Verlaufskontrolle: weniger Kopfschmerzen, weniger Gelenkschmerzen, Hautbild verbessert, Bauchschmerz und Durchfälle deutlich besser unter konsequent histaminarmer Ernährung und fortlaufender Supplementierung von Mikronährstoffen und Probiotika

7/19 Verlaufskontrolle: Das Befinden hat sich nochmal deutlich gebessert, Kopf- und Gelenkschmerzen noch ca an 10 Tagen/Monat (zuvor ständig), sind jetzt gut auszuhalten. Perimenstruelle Schmerzen sind ebenfalls jetzt deutlich besser, sie kann wieder regelmässig Joggen gehen, die Stimmung ist deutlich fröhlicher, sie hat ihre Abiturprüfung erfolgreich abgelegt. Nach wie vor bestehen noch ausgeprägte Einschränkungen im Sinne von Nahrungsunverträglichkeiten, sie entwickelt eine zunehmende Aversion gegen die Nahrungsaufnahme wegen unberechenbarer Magen-Darm-Beschwerden.

8/19 Die daraufhin veranlasste stationäre fachklinische Abklärung von Nahrungsmittelunverträglichkeiten ergibt folgende Befunde: Histaminintoleranz, Soja- und Sellerieallergie, Fruktosemalabsorbtion und Sorbitintoleranz, nach Entlassung erfolgt eine ambulante Ernährungsberatung.

1/20: Unter Beachtung der Ernährungsempfehlungen ist die Patientin jetzt schon seit vielen Wochen komplett schmerzfrei, immer mehr Nahrungsmittel werden nach und nach wieder vertragen, seit mehreren Monaten im FSJ , danach plant sie ein Studium, es gibt keine längeren Fehlzeiten mehr.

Bemerkung: Eine Histaminüberladung des Organismus, wie sie hier bestand, kann zu vielerlei Symptomen führen, darunter auch Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen. Ursächlich schlägt neben einer familiären allergischen Disposition (beide Elternteile) in diesem Fall die veränderte Darmflora nach 4 wöchiger oraler Antibiose zu Buch (vermehrte Fäulnisflora mit toxin- und histaminbildenden Bakterien). Die daraus resultierende veränderte Darmfunktion begünstigt auch Mikronährstoffmängel, insbesondere Kupfer ist ein wichtiger Kofaktor für den Histaminabbau im Darm durch das Enzym Diaminoxidase. Eine Fruktosemalabsorption geht mit verminderten Tryptophanspiegeln einher, was ebenfalls Schmerzen, Schlafstörungen und Depressionen begünstigt (Serotonin- und Melatoninsynthese gestört). Nicht zuletzt soll natürlich die psychische Belastung durch die lange Krankheitsphase und die vielen Fehlzeiten in der Schule anteilig mit beachtet sein.